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Eingeschliffene Abläufe hinterfragen

Thomas Domnick, Diözesancaritasdirektor Mainz

Seit wann sind in der Einrichtung Freiwillige im Einsatz?
Letztes Jahr haben wir 50 Jahre FSJ in unserem Verband gefeiert, so lange sind auch Freiwillige bei uns im Einsatz. Praktikantinnen und Praktikanten sowie Ehrenamtliche sind seit unserem Bestehen dabei.

Welche Erfahrungen machen Sie mit Freiwilligen, insbesondere im BFD?
Freiwillige bereichern unsere Einrichtungen, bringen Fragen bezüglich der Abläufe ein, die uns als Blick von außen willkommene Rückmeldungen sind. Und sie bringen eigenes Know-how mit, beispielsweise haben Freiwillige in einem Altenheim Aktivitäten mit einer Spielkonsole eingeführt – und so eine interessante Abwechslung in den Alltag gebracht.
 

Die über 27-jährigen Freiwilligen im BFD sind eine neue Zielgruppe. Fallen dabei Besonderheiten auf?
Die Menschen über 27 Jahre, die sich für einen Freiwilligendienst bei uns interessieren, sind eine sehr heterogene Gruppe: Menschen ohne Bildungsabschluss, die vom Arbeitslosengeld II leben und sich eine neue berufliche Chance und Übernahme erhoffen, ältere Frauen, die lange ehrenamtlich tätig waren und ihr Engagement über einen Freiwilligendienst vorübergehend intensiver gestalten möchten, Menschen im Ruhestand, die sich engagieren möchten – alle bringen ihre Lebenserfahrungen mit, so dass sie selbst und die Einsatzstellen von dem Einsatz profitieren können.
 

Was verspricht sich Ihre Einrichtung vom Einsatz Freiwilliger?
Wir versprechen uns einerseits Unterstützung und Entlastung für die Hauptamtlichen und andererseits frische Impulse und das Hinterfragen von eingeschliffenen Abläufen. Auch können durch den Einsatz von Freiwilligen zusätzliche Angebote geschaffen werden. Bewohnerinnen und Bewohner haben in den Freiwilligen Ansprechpartner, die eher einmal Zeit haben für ein Gespräch oder einen Spaziergang. Und Freiwillige können eigene Projekte wie Ausflüge gestalten und auf diese Weise die so wichtige „Kür“ zusätzlich zur pflegerischen Versorgung unterstützen.

Der Dienst gibt uns auch die Chance, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und ihnen soziale Berufe intensiv und ganz unmittelbar vorzustellen. Aber auch der Freiwillige, der sich nach dem Dienst für ein Ingenieurstudium entscheidet und wertvolle Erfahrungen aus der sozialen Arbeit mitnimmt, ist uns willkommen: Er kennt unsere Arbeit von innen, kann sie schätzen und trägt diese Erfahrung in sein Umfeld hinein.
 

Gibt es Abteilungen oder Bereiche, die Sie grundsätzlich nicht als Tätigkeitsfeld für Freiwillige sehen?
Grundsätzlich sind alle Bereiche als Einsatzfelder denkbar, sofern nicht Tätigkeiten der Hauptberuflichen übernommen werden. Beispielsweise kann uns ein Bankmitarbeiter gut als Freiwilliger in der Schuldnerberatung unterstützen, weil er sich mit Finanzen auskennt. Unsere hauptamtliche Beratung kann jedoch aufgrund ihrer Ausbildung das psychosoziale Umfeld der Klientinnen und Klienten einbeziehen, insofern ist unsere hauptamtliche Professionalität unverzichtbar.
 

Welche Wünsche und Anforderungen haben Sie an die Themen und Ziele der Bildungsseminare (pädagogische Begleitung) für die Freiwilligen?
Ein Freiwilligendienst ist auch Persönlichkeitsentwicklung, gleich in welchem Alter er geleistet wird. Die pädagogische Begleitung reflektiert die Person in der praktischen Tätigkeit und stellt sie in einen breiteren gesellschaftlichen Horizont. Besonders in herausfordernden Tätigkeitsfeldern, in der Konfrontation mit Krankheit, Hinfälligkeit und Sterben ist sie auch eine wichtige Unterstützung für die Bewältigung des Einsatzalltages. 
 

Wie ist die Praxisanleitung in den Einsatzstellen organisiert? Gibt es dafür Standards?
Unsere Praxisanleiterinnen und -anleiter in den Einsatzstellen sind für die Aufgabe ausgebildet und kontinuierlich präsent. Sie führen regelmäßige Reflexionsgespräche mit den Freiwilligen. Wichtig ist uns, hier nicht nur Handgriffe und die unmittelbare Praxis anzuschauen, sondern die Gesamtpersönlichkeit und Lebenserfahrung der oder des Freiwilligen im Blick zu haben und beim Einsatz zu berücksichtigen.

 

Zur Person

Thomas Domnick ist seit 2009 bei der Caritas. Vorstand des Diözesancaritasverbandes ist er seit 2009. Domnick ist Diplom-Sozialpädagoge und  Diplom-Pädagoge. Seinen Zivildienst hat er beim Deutschen Roten Kreuz gemacht.

Über die Einrichtung

  • Tätigkeitsschwerpunkte: Wohlfahrtsverband mit sozialer Arbeit in den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe, Alten- und Behindertenhilfe sowie soziale Sicherung
  • Mitarbeiter/innenzahl gesamt: 10.000
  • Anzahl Freiwillige: 250 im FSJ; 90 im BFD, davon 60 unter 27 Jahren, 30 über 27 Jahren
  • Anzahl Einrichtungen: 300

Weitere Informationen: www.dicvmainz.caritas.de