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Mit virtuellen BFD-Seminaren gegen den Lockdown-Lagerkoller

„Könntest du dich bitte noch einmal neu einloggen?“ – „Wir können dich leider gerade nicht verstehen, aber schreib gern etwas in den Chat!“ Montag, 13.30 Uhr: Seminarbeginn in virtueller Form für 22 Freiwillige am Seminar zur politischen Bildung im Bildungszentrum Karlsruhe. Nicht bei allen Teilnehmenden funktioniert die Technik gleich beim ersten Anlauf. Nach und nach gelingt es aber allen, ihr Mikrofon zu aktivieren und sich den anderen vorzustellen.

Alle Seminare an den 17 Bildungszentren des Bundes finden derzeit ausschließlich in virtueller Form statt. Nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für die Dozentinnen und Dozenten bedeutet dies eine große Umstellung. „Wir bieten grundsätzlich alle Seminartypen – das Seminar zur politischen Bildung, Einstiegs- und Abschlussseminare, Kompetenz- und Vertiefungsseminare – virtuell an“, berichtet Dr. Andreas Weber, Leiter des Bildungszentrums Karlsruhe. „Wir machen aber nicht einfach weiter wie bisher, sondern passen unsere pädagogischen Konzepte laufend an die neue Lernsituation an.“

Austausch in virtuellen Kleingruppen besonders beliebt

Der grobe Aufbau einer Seminarwoche und die damit verbundenen Lernziele sind in der virtuellen Form gleichgeblieben. Die Erfahrungswelt und die Bedürfnisse der Teilnehmenden stehen dabei wie bisher an vorderster Stelle. Weil die Pandemie alle Bereiche des öffentlichen Lebens und den Alltag in vielen Einsatzstellen verändert, treiben besonders viele tagesaktuelle Fragen die Freiwilligen um: Wie begegne ich Verschwörungsmythen zu Corona? Wo finde ich in diesem Jahr noch einen Ausbildungs- oder Studienplatz? Und welche langfristigen Konsequenzen wird die Pandemie auf den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft haben?

Eine Videokonferenz bildet das Grundgerüst für diesen Austausch und die Seminarinhalte im Allgemeinen. Dabei muss niemand stundenlange Monologe über sich ergehen lassen: Die Dozentinnen und Dozenten kombinieren interaktive Plenumsphasen mit Gelegenheiten zur Arbeit in Kleingruppen. Sie achten darauf, dass genügend Pausen gemacht werden. „Insgesamt sind die Teilnehmenden sehr motiviert und gerade der Austausch in den Gruppenräumen funktioniert erstaunlich gut“, erzählt Miriam Schlasza, Dozentin am Bildungszentrum Karlsruhe. Herausfordernde Situation gebe es natürlich trotzdem; gerade wenn die Technik besonders hartnäckig streikt. Damit versuchen alle Beteiligten so gelassen wie möglich umzugehen. Das Feedback der Freiwilligen selbst ist überwiegend positiv. „Es war sehr entspannt und gleichzeitig haben wir gute Ergebnisse erzielt“, heißt es in einer anonymen Rückmeldung. So kann in den Seminaren zusätzlicher Nutzen aus den virtuellen Möglichkeiten gezogen werden: Ob der Besuch einer Stimmtrainerin im virtuellen Kompetenzseminar oder eine Live-Schalte in den Nahen Osten zu Expertinnen und Experten im Seminar zur politischen Bildung – der virtuelle Raum bietet vielfältige Möglichkeiten.

Virtueller Freiwilligen-Stammtisch

Darum bemüht sich auch Johanna Gmeiner. Sie ist selbst Bundesfreiwillige am Bildungszentrum Karlsruhe und unterstützt normalerweise den Freizeitbereich des Bildungszentrums. „Wir haben neulich eine Art virtuellen Freiwilligen-Stammtisch nach Seminarende ausprobiert“, erzählt sie. „Dabei konnten Leute, die gerade ohnehin viel Zeit zu Hause verbringen, andere Freiwillige über Bildungszentren hinweg kennenlernen und eine gute Zeit miteinander haben.“

Trotz aller Bemühungen: Die Sehnsucht nach realen Begegnungen ohne Videokonferenz, Kamera und Mute-Button wird bei allen Beteiligten immer größer. Wann die ersten Seminare wieder vor Ort in den Bildungszentren stattfinden können, ist derzeit noch offen. Dies hängt vor allem von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Johanna Gmeiner freut sich schon darauf: „Es wird bestimmt schön, nach dem Lockdown ein paar neue Leute in echt kennenzulernen!“

Text: Theo Müller
Foto: Nils Doll (1); BAFzA (1)