Zum Inhalt springen Zum Hauptmenü springen

Nationalsozialismus und Holocaust in Polen – Bundesfreiwillige berichten von ihrer Gedenkstättenfahrt

Vom 13. bis 17. Mai 2019 unternahmen 25 Bundesfreiwilligendienstleistende im Rahmen ihres Seminarprogramms am Bildungszentrum Bad Oeynhausen eine Bildungsreise nach Lublin in Polen. Im Zuge  dieser Seminarwoche wurden das ehemalige Konzentrationslager Majdanek und das Vernichtungslager in Bełżec besucht. Außerdem bekamen die Teilnehmenden historische Stadtführungen durch die Städte Lublin sowie Zamość und besichtigten das Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau. Ein Reisebericht von Torben Löhr, Frederik Menne, Jan Hornkohl und Jan Schriefer:

„Nach anstrengender Reise nach Lublin besuchten wir am Dienstag das Konzentrationslager Majdanek und waren von dessen gewaltiger Größe beeindruckt. Bei 10 Grad Celsius, Regen und Wind auf der großen Freifläche froren wir trotz guter Kleidung. Dabei konnten wir nur erahnen, wie es den Häftlingen, die nur mit Lumpen bekleidet waren, damals in den Wintermonaten bei Minusgraden ergangen sein muss. Während unseres Aufenthaltes in der Gedenkstätte wurden wir von einem Guide über das Gelände geführt und konnten somit viele uns teils unbekannte Informationen über den Holocaust und das unbeschreibliche Leid der Gefangenen im Konzentrationslager erhalten. Später am Tag haben wir noch eine Stadtführung durch Lublin erhalten, welche sich vor allem mit dem deutschen nationalsozialistischen Einfluss während des zweiten Weltkrieges in Lublin beschäftigte, uns aber auch viel Lehrreiches über die polnische Geschichte, insbesondere die der polnischen Juden, vermittelte.

Am nächsten Tag konnten wir das Konzentrationslager Majdanek nochmal auf eigene Faust erkunden und hatten die Chance, in Kleingruppen einzelne Themen zu bearbeiten. Nachmittags haben wir uns einen Film über das Schicksal einer Zeitzeugin angeschaut. Zum Abschied von Majdanek hatten unsere Dozenten die Idee, dass wir eine Kerze am Denkmal „Tor zur Hölle“ aufstellen, wo alle Teilnehmenden eine Blume niederlegten und in einer Schweigeminute an die Opfer des Holocaust gedachten.

Donnerstags fuhren wir mit dem Bus nach Zamość, einer Stadt im Südosten Polens, welche wir jedoch nur kurz besichtigten. Danach folgte die Mittagspause, in der wir uns in einem polnischen Fischrestaurant stärkten. Das Hauptaugenmerk des Tages lag jedoch auf der Besichtigung des Vernichtungslagers Bełżec. Bei der Gedenkstätte handelt es sich um einen Massenfriedhof von mindestens 500.000 ermordeten Juden und anderen Gegnern des menschenverachtenden Regimes der Nationalsozialisten. Wir waren von der gewaltigen Größe der Vernichtungsmaschinerie überwältigt und taten uns schwer damit, die Dimensionen des Massenmordes einzuordnen.

Mit dem Besuch des Museums der Geschichte der polnischen Juden in Warschau am Freitag endete unsere Bildungsreise nach Polen und wir konnten mit vielen neu gewonnenen Eindrücken und vor allem neuen Sichtweisen auf den Holocaust und dessen Schrecken nach Hause zurückkehren. Abschließend kann festgehalten werden, dass man das Themenfeld „Nationalsozialismus und Holocaust in Polen“ erst ansatzweise „begreifen“ kann, wenn man selbst vor Ort war und mit der Situation an sich konfrontiert wird.“