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Sicherheit versus Freiheit?! Diskussion zum Film „IM INNEREN KREIS“ mit dem Regisseur Hannes Obens und der Regisseurin Claudia Morar

Wie können Sicherheit und Freiheit gleichzeitig gewährleistet werden? Darf ein Staat seine Bürgerinnen und Bürger aus Sicherheitsgründen überwachen? In Zeiten der globalen Ausbreitung des Coronavirus werden diese Fragen wieder besonders laut gestellt. Beschränkung der Freiheitsrechte und der persönlichen Freizügigkeit erfahren in Krisen größere Zustimmung. Bundesfreiwillige des Bildungszentrums Bodelshausen beschäftigten sich bereits vor der Pandemie mit der Thematik „Überwachung“.

Ein sonniger Februarmorgen ist der 20.02.2020. Es ist halb zehn in Deutschland. In den Sitzecken des Bildungszentrums Bodelshausen sitzen Teilnehmende des Seminars zur Politischen Bildung. Recherche ist angesagt. Thema: Innere Sicherheit, Rechtstaat, Sicherheitsarchitektur Deutschlands und Freiheit. Nach einer eigenständigen Recherche, versammeln sich die Freiwilligen um zusammen den Film „IM INNEREN KREIS“ anzuschauen.

Iris P. führte enge Freundschaften und ging intime Beziehungen mit Menschen ein, die sie zugleich ausspionierte. Als Verdeckte Ermittlerin "Iris Schneider" erforschte sie jahrelang die linke Szene und die "Rote Flora" in Hamburg. Nach ihrer  Enttarnung im Jahr 2014 flogen innerhalb von 18 Monaten zwei weitere verdeckte Ermittlerinnen in Hamburg auf. Auch sie arbeiteten mit ähnlichen Methoden wie Iris P. und waren viele Jahre undercover in der linken Szene unterwegs.

Eindrucksvoll erzählen die Protagonisten aus ganz unterschiedlichen Perspektiven ihre Geschichten. Überwachte Menschen aus dem Umfeld der "Roten Flora" in Hamburg und junge Studierende aus Heidelberg, aber auch politisch und juristisch Verantwortliche kommen zu Wort, wie der frühere Generalbundesanwalt Kay Nehm.

Was bedeutet die meist abstrakt scheinende Überwachung wirklich? IM INNEREN KREIS nähert sich dieser aktuellen gesellschaftlichen Fragen auf eine sehr persönliche und konkrete Art.

Eingefangen wurden diese Stimmen von Hannes Obens und Claudia Morar. In ihrem Dokumentarfilm „Im inneren Kreis“ zeigen sie die Hintergründe von bekannt gewordenen Einsätzen der Polizei mit verdeckten Ermittlern.

Mit etwas Verspätung, da unsere Gäste für unsere gemeinsame Diskussion dafür extra aus Berlin angereist sind, begann die Diskussion um 14 Uhr. Wie waren die Reaktionen auf Euren Film? Fragte unser Moderator, Hannes Obens und Claudia Morar, zunächst. Warum dieses Thema? Wie seid ihr zum Film gekommen? Es dauerte nicht lange und die ersten Fragen und Kommentare kamen aus dem Plenum:

Was bedeutet es, wenn der Staat einer Person den Auftrag gibt das Vertrauen seiner Mitmenschen zu missbrauchen, um an Informationen zu gelangen? Welchen Nutzen haben diese Einsätze? Was bedeutet es, wenn intime Verbindungen zwischen Überwachenden und Überwachten stattfinden? Ist das erlaubt? Wichtige Fragen die auch im Film gestellt werden. Man begreift den Umfang der Situation deutlicher, wenn eine überwachte Frau ihren Schmerz über das vermutlich schlimmste Erlebnis in ihrem Leben erzählt. Doch was bedeutet es, sich mit so einem Film zu beschäftigen oder eben einen solchen Film zu machen? Ca. 80 Bundesfreiwillige des Bildungszentrums Bodelshausen hatten am 20.02.2020 die Chance mit den beiden Filmmachenden eine Diskussion über Freiheit, Sicherheit, Überwachung und verdeckten Ermittlern zu führen. Wo hört Freiheit auf, wo beginnt Sicherheit? Wer entscheidet über solche Ermittlungen? …. Dabei treten die Begriffe nicht in den Gegensatz, sondern verursachen die Notwendigkeit sich ganz praktisch damit auseinanderzusetzen. Es war eine harte, faire,  sachliche, spannende und auch eine sehr tiefgründige Diskussion. Für alle, auch die Filmschaffenden, war dies auf jeden Fall ein großartiger Tag, sowohl hinsichtlich des Blicks auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, als auch auf die Gedanken, die sich die Teilnehmenden zu diesem Thema gemacht haben.

„Eine wahnsinnig interessante Diskussion. Ich hätte kaum gedacht, wie spannend das ist“, sagte eine Teilnehmerin, als Obens und Morar den Raum weit nach Seminarende wieder verließen.