Bienvenue à Karlsruhe: deutsch-französischer Austausch am Bildungszentrum Karlsruhe
Bienvenue à Karlsruhe: deutsch-französischer Austausch am Bildungszentrum Karlsruhe
Auf Französisch, auf Deutsch, auf Englisch und notfalls mit Händen und Füßen: Ende Juni 2023 überwanden im Rahmen einer internationalen Kooperation Bundesfreiwillige und Teilnehmende des französischen Freiwilligendienstes Service Civique gemeinsam Sprachbarrieren. Zu diesem ganz besonderen Seminar am Bildungszentrum Karlsruhe waren 17 Freiwillige aus der französischen Region Grand Est nach Karlsruhe gereist, um dort mit den Bundesfreiwilligen im Abschlussseminar zusammenzukommen. Bereits im vergangenen Jahr hatten deutsche Freiwillige an Seminareinheiten in Straßburg teilgenommen. Die viertägige Begegnung in diesem Jahr war daraufhin der nächste Schritt auf dem Weg zu einer verstärkten Zusammenarbeit beider Freiwilligendienste im grenznahen Raum.
Im Seminar war zunächst viel Zeit für Spiele und ausführliche Sprachanimation, sodass die anfängliche Unsicherheit schnell verflog. Mit größtem Respekt voreinander, aber auch mit einer Prise Humor sprachen die Teilnehmenden über nationale Stereotype und kulturelle Unterschiede: Gibt es in Deutschland wirklich keine vernünftigen Restaurants? Und wird in Frankreich wirklich andauernd gestreikt? Und wer hat in den ersten Wochen der Corona-Pandemie eigentlich wem das Toilettenpapier in den Supermärkten auf der jeweils anderen Seite der Grenze weggekauft?
„Die eigene Perspektive zu hinterfragen und interkulturelle Kompetenzen zu stärken ist immer ein wichtiges Anliegen für uns“, sagte Dr. Andreas Weber, Leiter des Bildungszentrums Karlsruhe. „Wir haben uns deshalb ganz besonders darauf gefreut, die französischen Kolleginnen und Kollegen und deren Freiwillige bei uns begrüßen zu dürfen.“ Bei einem ernsthafteren Austausch zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Freiwilligendienste wurde schnell deutlich, dass Freiwillige beider Länder oft ähnliche Herausforderungen und Chancen ihres Engagements erleben. Auch berufliche Perspektiven, die sich aus den erworbenen Kompetenzen ergeben, kamen ausführlich zur Sprache. Schließlich bot der gemeinsame Besuch einer Ausstellung zu Kultur und Massengeschmack der 1980er Jahre im Karlsruher Schloss einen Blick in die Vergangenheit.
Am darauffolgenden Tag ging es hingegen um Zukunftsvisionen. Deutsch-französische Teams erarbeiteten in einem Kreativworkshop mögliche Perspektiven auf die Welt im Jahr 2060: Welche Lösungen könnten bis dahin für große Menschheitsprobleme wie den Klimawandel, Diskriminierung oder ungleiche Bildungschancen gefunden worden sein? Und wie könnte der Weg dorthin ganz konkret aussehen? Präsentiert wurden die Ergebnisse in Form von Plakaten, kurzen Präsentationen, Videoclips und Rollenspielen – belohnt wurde die anstrengende Arbeit durch die Verkostung typisch deutscher und typisch französischer Süßigkeiten. Ein deutsch-französischer Grillabend beschloss die gemeinsame Seminarzeit.
Rund eineinhalb Jahre Planung lagen zwischen den ersten Überlegungen und dem tatsächlichen Austausch – eine Herausforderung für alle Beteiligten, die sich gelohnt hat. Dabei zeigte sich die französische Seite besonders beeindruckt von der Qualität der Seminararbeit und den Möglichkeiten des Bildungszentrums Karlsruhe. „Eine grenzüberschreitende Dynamik in Gang zu setzen, insbesondere in Bezug auf europäische Fragen, war schon immer eine wichtige Aufgabe für uns“, sagte Benoît Lepage, der in Straßburg als Regionalreferent für den Service Civique in der Region Grand-Est zuständig ist. „Die Nähe des Zentrums in Karlsruhe ist eine echte Chance, um Begegnungen zwischen jungen Franzosen und Deutschen zu erleichtern. Dieser erste Durchgang hat es ermöglicht, sehr interessante Schwerpunkte für die Fortsetzung und Verbesserung solcher Begegnungen herauszuarbeiten, die wir gern dauerhaft etablieren würden.“