Grenzen überwinden, Perspektiven wechseln: Internationale Begegnung am Bildungszentrum Karlsruhe
Anfang Juli 2025 trafen bei hochsommerlichen Temperaturen junge Erwachsene aus Frankreich in Karlsruhe ein: Sie absolvieren derzeit ihren Service Civique, den französischen Freiwilligendienst – und kamen für eine intensive Seminarwoche voller Austausch, Begegnung und neuer Perspektiven an das Bildungszentrum Karlsruhe. Sie trafen dort auf Freiwillige, die sich bereits seit dem vergangenen Jahr intensiv mit dem Nachbarland beschäftigt hatten.
Ein zentrales Thema der gemeinsamen Woche war der Umgang mit Stereotypen und Vorurteilen. Warum entstehen sie? Wie wirken sie – und was können wir ihnen entgegensetzen? Gemeinsam wurde diskutiert, dass Stereotype oft auf Erfahrungen beruhen, jedoch niemals die ganze Geschichte erzählen. „Ich habe gemerkt, wie schnell man Menschen in Schubladen steckt – und wie wichtig es ist, genauer hinzuschauen“, sagte eine Freiwillige nach einer Gesprächsrunde.
Lebhafte Diskussion gesellschaftspolitischer Fragen
Die deutschen und französischen Freiwilligen erkundeten, wo Vorurteile im Alltag eine Rolle spielen, aber auch, wie wichtig es ist, sie zu hinterfragen. Ziel war es, sich jenseits von Zuschreibungen als Individuen zu begegnen, neugierig zu bleiben und eigene Sichtweisen zu reflektieren.
Auch gesellschaftspolitische Fragen wurden lebhaft besprochen, beispielsweise wurden Herausforderungen wie die Klimakrise, der russische Angriffskrieg in der Ukraine oder Entwicklungen innerhalb der Europäischen Union thematisiert. Zur Sprache kamen auch aktuelle Debatten um Freiwilligen- oder Pflichtdienste in beiden Ländern.
Medienpädagogischer Projekttag gemeinsam gestaltet
Ein weiterer wichtiger Aspekt war die persönliche und berufliche Orientierung nach dem Freiwilligendienst. Die Gruppe tauschte sich über Erfahrungen im Service Civique und im Bundesfreiwilligendienst (BFD) aus. Dabei ging es nicht nur um Unterschiede im Aufbau, sondern auch um die Frage: Wie geht es danach weiter? Viele Freiwillige nahmen neue Ideen und Anregungen für ihren weiteren Weg mit.
An einem medienpädagogischen Projekttag, bei dem mit filmischem Archivmaterial gearbeitet wurde, setzten sich die Freiwilligen kreativ mit grenzüberschreitender Zusammenarbeit auseinander – eine spannende Mischung aus historischer Reflexion und moderner Medienarbeit.
Auch der Exkursionstag nach Heidelberg sorgte für bleibende Eindrücke. In binationalen Kleingruppen begaben sich die Freiwilligen auf die Suche nach Spuren der deutsch-französischen Gegenwart und Geschichte. Vor Ort stellten sie fest, wie stark diese Partnerschaft heute in Politik, Bildung und Kultur verankert ist. Ergänzt wurde das Programm durch eine Stadtrallye in Heidelberg, bei der Orte mit Bezug zu Frankreich sowie Plätze des Erinnerns entdeckt wurden.
Partnerschaft soll fortgeführt werden
Am Ende der Woche war klar: Solche Begegnungen wirken weit über das Seminar hinaus. „Ich nehme nicht nur neue Ideen mit, sondern auch neue Freundschaften“, sagte eine Freiwillige zum Abschluss. Internationale Seminare wie dieses zeigen eindrucksvoll, wie gegenseitiges Verstehen Brücken baut – und wie wichtig es ist, junge Menschen in ihrer Reflexionsfähigkeit, ihrem Engagement und ihrem europäischen Bewusstsein zu stärken.
Die Projektwoche steht im Kontext einer inzwischen mehrjährigen Partnerschaft zwischen dem Bildungszentrum Karlsruhe und dem Service Civique. Beide Seiten möchten es ihren Freiwilligen auch zukünftig ermöglichen, im Kontext der Seminararbeit Kontakte im grenznahen Raum zu knüpfen und Potenziale der europäischen Zusammenarbeit zu heben.