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„Ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts von dieser Geschichte wissen wollt“ - Einblicke in das Vorbereitungsseminar zu drei Gedenkstättenfahrten

„Ihr seid nicht schuldig für das, was damals geschehen ist. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts von dieser Geschichte wissen wollt.“ Diese Worte richtete die 2021 verstorbene Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano an die heutige junge Generation.

Diese Perspektive Bejaranos war einer der inhaltlichen Ausgangspunkte für eine intensive Seminarwoche mit rund 45 Bundesfreiwilligen, die sich 2023 für eine Gedenkstättenfahrt in die Niederlande, nach Frankreich oder nach Polen entschieden haben. Drei Seminargruppen aus verschiedenen Bildungszentren (Braunschweig, Ith und Ritterhude) trafen sich 2023 im Bildungszentrum auf dem Ith, um sich gemeinsam auf die Gedenkstättenfahrten vorzubereiten.

Das anspruchsvolle Ziel der Seminarwoche war, in den Köpfen der Freiwilligen ein komplexes und weitreichendes Bild des Nationalsozialismus in Europa entstehen zu lassen. Um diesem Ziel näher zu kommen, beschäftigten sich die Seminargruppen unter anderem mit der Frage, wie das vielfältige jüdische Leben in den Niederlanden, in Frankreich und in Polen vor der Shoah aussah, wie dieses Leben durch die nationalsozialistische Verfolgungs- und Vernichtungspolitik zerstört wurde und inwiefern es Widerstand dagegen gab. Auch die Frage, wie das Lagersystem in den drei Ländern aussah und funktionierte, war Teil der inhaltlichen Auseinandersetzung. Im Verlauf der Woche beschäftigten sich die Teilnehmenden in den jeweiligen Ländergruppen sowie gruppenübergreifend im gesamten Plenum mit diesen und weiteren Aspekten. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten waren neun (interaktive) Stationen, die an eine Ausstellung erinnerten, durch die sich die Bundesfreiwilligen gegenseitig führten.

Im Zentrum der Seminarwoche stand jedoch nicht nur die nationalsozialistische Geschichte und die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden, sondern auch die Frage, welche Bedeutung die Geschichte für die Gegenwart und Zukunft hat. Warum sollten sich junge Menschen an den Nationalsozialismus erinnern? Und machen sie sich schuldig, wenn sie von dieser Geschichte nichts wissen und einen Schlussstrich ziehen wollen? Inwiefern sind sie verantwortlich?

Mitte Juni fahren die drei Seminargruppen nun an die unterschiedlichen Gedenk- und Erinnerungsorte in den Niederlanden, in Frankreich und in Polen. Dort besuchen sie das Anne Frank Haus in Amsterdam, die Gedenkstätte Kamp Vught in der Nähe von `s-Hertogenbosch, das Mémorial Alsace-Moselle, die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Natzweiler, die Gedenkstätte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Majdanek in Lublin oder den Gedenkort des Vernichtungslagers in Bełżec.