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Über Grenzen hinweg erinnern: Gedenkstättenfahrt des Bildungszentrums Saarburg

Im Oktober 2024 fand unter der Leitung des Dozenten Sebastian Opp das politische Bildungsseminar „Transnationale Erinnerungsarbeit – Die Bildung einer europäischen Erinnerungsgemeinschaft?“ im Bildungszentrum Saarburg statt. Während der Seminarwoche bot sich den Freiwilligen die Möglichkeit, die europäische Erinnerungskultur eingehender zu ergründen.

Ziel der Seminarwoche war es, zunächst die Folgen des Nationalsozialismus für Europa und die heutige Demokratie zu beleuchten, und darüber hinaus zu klären, welche Schlüsse sich hieraus für die Gegenwart ergeben. Zudem sollte der Frage, inwiefern die menschenverachtende Denkweise von damals bis heute eine Gefahr für unsere liberale Demokratie darstellt, nachgegangen werden. Darüber hinaus führten die Freiwilligen zur Vorbereitung auf die bevorstehende Gedenkstättenfahrt eine eigenständige Recherche zum SS-Sonderlager/KZ Hinzert durch. Hierfür nutzten sie originale Quellen, Fotos und authentische Audiodateien, anhand derer sie sowohl Antworten auf ihre Fragen bezüglich des Lagers als auch einen ersten Überblick zur Lagergeschichte, zum Lageralltag, zu den unterschiedlichen Häftlingsgruppen und was nach 1945 mit dem Lager geschehen ist, erhielten. Die erworbenen Kenntnisse ihrer Recherche nutzten die Freiwilligen anschließend, um auf dem Gedenkstättengelände zu diversen Themen eine Expertenrolle einzunehmen, über die sie referierten.

Aufgrund seiner Lage im Herzen Europas und der Nähe zu Frankreich, Luxemburg und Belgien diente Saarburg den Freiwilligen ebenfalls als besonderer Standort zwischenstaatlicher Erinnerungsarbeit. So konnten die Freiwilligen vor Ort auf Spurensuche gehen und Biografien über Menschen kennenlernen, zu deren Erinnerung 32 Stolpersteine verlegt wurden. Hierdurch zeigte sich, dass viele jüdische Familien zur Zeit des Nationalsozialismus in benachbarte Länder flohen, um der Terrorherrschaft des Regimes zu entkommen. Im Zuge dessen erfuhren die Freiwilligen, dass heute jedoch eine enge Freundschaft zwischen den Nachbarstaaten Frankreich, Luxemburg, Belgien und Deutschland besteht, die aufgrund dieser Historie durch einen gemeinsamen Bezugspunkt der Erinnerungskultur bestärkt wird – das Gedenken an die Verfolgung, Deportation und Vernichtung von Jüdinnen und Juden.

Dass das transnationale Gedenken allerdings auch weitere verfolgte Gruppen des Nationalsozialismus einschließt, zeigte sich daraufhin während des Besuches der Gedenkstätte des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert, der durch das BMFSFJ geförderte Projekt „Erinnern vor Ort: Regionale Gedenkstättenfahrten der Bildungszentren“ ermöglicht wurde. Die Freiwilligen erfuhren hierdurch nicht nur, dass im SS-Sonderlager/KZ Hinzert über 10.000 Häftlinge aus 20 verschiedenen Nationen inhaftiert wurden, sondern auch, welche (inter-)nationalen Gedenktage und Veranstaltungen zu Ehren der Opfer begangen werden.

Die Seminarwoche samt abschließender Gedenkstättenfahrt verdeutlichte den Freiwilligen eindringlich, dass nationalistisches und fremdenfeindliches Gedankengut auch gegenwärtig die Demokratien in Europa bedroht, und sich – trotz regem Austausch, gegenseitigem Respekt und freundschaftlicher Verbundenheit – europaweit ein erstarkender Antisemitismus und politischer Rechtsruck vollziehen. Die Freiwilligen erkannten jedoch ebenso, dass in den europäischen Staaten ein großes gesellschaftliches Engagement und ein vielfältiger transnationaler Zusammenhalt besteht, den es zu bewahren gilt, um dieser demokratiefeindlichen Bedrohung gemeinsam und entschieden entgegenzutreten.