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Julian Stuchlik, 21 Jahre Stralsunder Werkstätten gemeinnützige GmbH

Den richtigen Ton getroffen

Porträt von Julian Stuchlik

Als das Telefon klingelt, vertauscht Julian Stuchlik schnell einen Stapel Stoffmasken mit dem Hörer. Seit Corona das Land und die Welt in Atem hält, ist auch in den Stralsunder Werkstätten im Nordosten Deutschlands manches anders. Julian fährt nicht mehr die Beschäftigten der Werkstatt – Menschen mit verschiedenen Handicaps – zu ihren Arbeitsstellen in der Hansestadt. Stattdessen bügelt er zusammen mit seinem Kollegen Arne Weber in der Hauptwerkstatt Masken, die in der Schneiderei mit Hochdruck genäht werden.

Was sich in seinem Freiwilligendienst – Julian arbeitet seit August 2019 in den Stralsunder Werkstätten – durch das Virus geändert habe? „Das Wichtigste ist weggefallen: die Arbeit mit und der Kontakt zu den meisten Beschäftigten“. Das sind in dem sozialen, gemeinnützigen Unternehmen, das 1983 als „Geschützte Werkstatt“ gegründet wurde, rund 300 Menschen mit vor allem geistigen Behinderungen. Ihnen ermöglicht die Werkstatt berufliche und gesellschaftliche Teilhabe. Neben Fördergruppen für schwerst mehrfach behinderte Menschen bieten die Werkstätten eine Ambulante Wohnassistenz, zwei Wohnheime und Fahrdienste. Die Hauptarbeitsbereiche: Hauswirtschaft, Garten- und Landschaftspflege, Küche/Catering, Montage und Verpackung, Schneiderei, Tischlerei und Wäscherei, Keramikwerkstatt und Graviererei. 129 Fachkräfte und derzeit neun Bundesfreiwillige gehören zum Team.

Julian, der nach Feierabend in einer Band Gitarre spielt, traf auch in der Zusammenarbeit mit den behinderten Menschen schnell den richtigen Ton. Ein Praktikum, das er in der 9. Klasse in einem Wohnheim für Menschen mit Handicap absolviert hatte, half ihm dabei. Weil er nach der Fachhochschulreife keinen genauen Plan hatte, ging Julian zunächst auf Weltreise: Nepal, Vietnam, Indonesien und Neuseeland waren einige seiner Stationen. Nach sieben Monaten zurück in Stralsund, fand er im Freiwilligendienst eine neue Herausforderung. Seine wichtigste Erfahrung: „Strukturierte Arbeitstage und der Umgang mit Menschen machen Spaß.“ So viel Spaß, dass Julian im Herbst ein duales Studium Sozialpädagogik/Management in Leipzig beginnen möchte. Wenn nötig auch mit Maske.

Die Einsatzstelle: In den Stralsunder Werkstätten arbeiten behinderte und nicht behinderte Menschen zusammen. Hier wird gewaschen, getischlert, geschraubt und gekocht. Ohne die Freiwilligen bliebe nicht nur die Küche kalt. Sie helfen unter anderem beim Fahrdienst, in der Wäscherei, beim Catering, im Garten- und Landschaftsbau und in anderen Werkstattbereichen wie den Wohnheimen.

Webseite der Einsatzstelle: www.sw-hst.de

Text: Lars Herde
Foto: Margit Wild