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Valérie Castell, 19 Jahre Carl Duisberg Centren gGmbH

Dort hingehen, wo die Welt zu Hause ist

Porträt von Valérie Castell.

Köln. Valérie Castell hatte sich das Jahr nach ihrem Abitur anders vorgestellt. Anders? Komplett anders! Im Mai 2019 hatte Válerie das Abiturzeugnis in der Tasche und einen perfekten Plan für das Jahr danach noch dazu. Aus ihrem Heimatstädtchen Neuenbürg im nördlichen Schwarzwald sollte es hinaus in die Welt gehen. Koordinaten: Afrika, Kamerun, zehn Monate Sprachen lehren und Kulturen kennenlernen in einem kirchlichen Projekt an einer Grundschule. Es kam anders. Covid-19 machte auch mit Valéries Plänen kurzen Prozess.

Die Alternative: Dort hingehen, wo die Welt zu Hause ist. Auf der Bewerbungsseite des Bundesfreiwilligendiensts war die junge Abiturientin auf die Carl Duisberg Centren aufmerksam geworden. Die seit 1962 aktive gemeinnützige Gesellschaft steht für internationale Bildung und Qualifikation, bietet interkulturellen Austausch für Schülerinnen, Schüler und Studierende. Sprachreisen von Deutschen ins Ausland werden über die sechs Centren in Deutschland genauso abgewickelt wie Angebote für Menschen, die in Deutschland Deutsch als Fremdsprache lernen wollen. Seit September 2020 ist Válerie als Bundesfreiwillige in Köln dabei. Nach einem Bewerbungsschreiben und dem heute fast selbstverständlichen Zoom-Meeting als Einstiegsgespräch hatte sie ihren Traum von Afrika eingetauscht gegen einen Ort, an dem vor der Pandemie jährlich 1.300 Menschen aus 90 Ländern ihren Platz fanden.

Heute sieht das anders aus: „Viel ist nicht los. Aber vor ein paar Tagen ist tatsächlich eine Gruppe Studierender aus Mauritius zu uns gekommen“, freut sich Válerie. Die Neuankömmlinge haben trotz Pandemie endlich ein Visum erhalten, leben nun in Köln in Gastfamilien und lernen zurzeit über Online-Kurse, was in anderen Zeiten vor Ort in der Hauptzentrale am Kölner Hansaring gelehrt würde: Deutsch als Fremdsprache.

Válerie selbst wohnt ebenfalls bei einer Gastfamilie, was ihr bei derzeit ansonsten spärlichen persönlichen Kontakten zumindest eine Basis gibt. Ihre Aufgaben im Bundesfreiwilligendienst beschränken sich momentan auf die Kommunikation und Korrespondenz mit Bewerbern und Teilnehmern der Austauschprogramme. Zudem organisiert sie mit anderen Bundesfreiwilligen gemeinsam das Freizeitprogramm für die Newcomer. Freizeitprogramm in Coronazeiten? „Na ja, wir machen Zoom-Meetings, in denen wir Tabu oder Activity spielen, basteln, erzählen oder einfach nur Informationen austauschen.“ Die Alternative kann zwar kaum mithalten mit Brauhausbesuchen, Film- und Theaternächten oder Grillabenden – aber immerhin, sie bieten Austausch und Interaktion im virtuellen Raum.

Auf die Frage, ob sich der Bundesfreiwilligendienst denn trotz der besonderen Lage lohne, braucht Válerie nicht lange nachzudenken: „Ich habe jetzt schon sehr viel gelernt. Ich dachte früher immer, Bürojobs seien langweilig, aber das stellt sich hier als falsch heraus. Ich korrespondiere in Emails und Telefonaten auf Englisch und Französisch. Und erledige täglich Aufgaben, die mir sicher auch später einmal im Job helfen werden.“

Nach dem Bundesfreiwilligendienst wird Válerie erst einmal studieren. Biologie oder zumindest diese Fachrichtung hat sich die Wahlkölnerin ausgesucht. Wo genau sie welches Studienfach belegen wird, weiß sie derzeit noch nicht. Erst einmal hofft sie auf Lockerungen im Frühjahr und Sommer dieses Jahres, so dass sie doch noch eine Art „Normalität“ mit Live-Begegnungen und Präsenzveranstaltungen erleben wird. Die Vorfreude auf eine Zeit mit wärmeren Temperaturen und überstandenem Virusgeschehen macht dann hoffentlich möglich, was derzeit traumgleichen Vorstellungen gleicht:  Menschen kennenlernen, in Kulturen eintauchen, Sprachen anwenden und miteinander Zeit verbringen. Denn bei den Carl Duisberg Centren steht genau dieser Austausch im Zentrum. Aber da war doch noch was! Válerie lacht: „Ach ja, nach Afrika will ich auf jeden Fall noch. Das läuft ja nicht weg!“

Weitere Informationen: https://www.cdc.de/

Text und Foto: Monika Rech-Heider