Vermittlerin zwischen den Generationen
Langeweile im Q1? Nicht mit Gamze! Die junge Frau absolviert ihren Bundesfreiwilligendienst im Jugend- und Jugendkulturzentrum Q1 in Bergisch Gladbach und hat dabei ordentlich zu tun. „Wir müssen hier alle immer mal überall anpacken“, erklärt Alexander Schwochow, der als pädagogische Fachkraft im Q1 arbeitet. Das gilt natürlich auch für Gamze. Sie hilft, wo es nötig ist, und das zeigt sich vor allem bei größeren Veranstaltungen deutlich. Da reicht das Aufgabenspektrum von Saubermachen über Getränkenachschub organisieren bis hin zum Informationsaustausch mit den jungen Gästen.
Damit wäre aber nur ein kleiner Teil des Aufgabenfeldes beschrieben, den Gamze übernimmt. „Ganz wichtig ist für uns, dass sie ein Bindeglied zwischen unserem sozialpädagogischen Team und den Kindern und Jugendlichen ist“, erläutert die stellvertretende Einrichtungsleiterin Conny Vesper. Das Alter hilft dabei natürlich besonders, denn mit ihren 17 Jahren ist Gamze ja nicht nur eine Mitarbeiterin des Teams, sondern eigentlich auch noch Zielgruppe. „Für mich ist das kein Zwiespalt“, meint Gamze auf Nachfrage. „Natürlich muss man sich schon mal ab und zu ein bisschen Autorität verschaffen, aber das klappt echt gut!“
Das Q1 selbst ist ein klassisches Jugendzentrum: Ein Billardtisch, Kicker, eine gemütliche Sitzecke mit Sesseln und Sofa, eine Medienecke mit X-Box, Playstation 3 und großem Bildschirm bieten alles, was offene Jugendarbeit ausmacht. Hier also ist Gamze diejenige, die die ersten Kontakte mit den Gästen herstellt. Zwanglose Gespräche, Spiele, Kaffee trinken, lachen und über Gott und die Welt plaudern – das kann sie gut, und mit ihrem offenen und fröhlichen Wesen erschließt sie sich schnell die Herzen der jungen Menschen. Natürlich steht Gamze dabei laufend im engen Kontakt mit der sozialpädagogischen Teamleitung, denn bei Problemen der Gäste kann und darf sie nicht auf eigene Faust Beratungen durchführen.
„Das Tor zur Jugend“, wie Alexander Schwochow die Tätigkeit von Gamze bezeichnet hat, findet aber nicht nur an den Aktionstagen mit Kino und Pizza, Kicker-Turnieren und Veranstaltungen statt. Zusätzlich erläutert sie den Sozialarbeitern die Feinheiten der aktuellen Jugendsprache und hilft bei Social-Media-Aktivitäten des Q1. Der Facebook-Auftritt des Zentrums dient vor allem der Vernetzung mit anderen Jugendhilfeeinrichtungen von Bergisch Gladbach, aber die Jugendlichen selbst kontaktieren die agilen Sozialarbeiter fast nur noch über WhatsApp und Instagram. Und da auch Instagram inzwischen weit über die Kombination von Bildern mit Kurztexten hinausgeht, kann Gamze als „Digital Native“ immer mal wieder schnell mit einfachen Handgriffen ein technisches Detail klären.
Und nicht zuletzt besucht die junge Bundesfreiwillige über den gemeinsamen Träger des Q1 und eines Seniorenheimes einmal wöchentlich Rentner. So betreut sie inzwischen regelmäßig zwei Seniorinnen, für die sie einkaufen geht, die sie zum Spazieren mitnimmt oder nur bei einem Kaffee übers Leben und über die Ereignisse in der Stadt plaudert. Keine Langeweile, sondern Sozialarbeit in Reinform für junge und für alte Menschen – genau das, was Gamze gesucht hat, als sie sich für den Bundesfreiwilligendienst entschieden hat.
Text: Jörg Wild
Foto: Q1