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Ein Herz für Tiere

Nach fast 42 Jahren Berufstätigkeit schied Hans-Willi Heller im Januar 2015 aus gesundheitlichen Gründen aus dem Job im Produktmanagement und Vertrieb aus. Doch um mit vollen Bezügen in Rente gehen zu können, fehlten ihm noch 15 Monate Arbeitszeit. Was tun, fragte sich Hans-Willi und klickte auf die Einsatzstellensuche auf www.bundesfreiwilligendienst.de, welche Bufdi-Stellen es in seiner Heimatstadt Wipperfürth gibt. Er erinnert sich: „Die üblichen Verdächtigen, Altenheim, Krankenhaus, das ist aber nicht mein Metier.

Es blieben zwei Sachen übrig, Rettungswache und Tierheim.“ Der Anruf auf der Rettungswache offenbarte: Die Bufdis fahren auf dem Rettungswagen mit zu Einsätzen. Hans-Willi lacht: „Nicht mehr in meinem Alter!“ Und so landete er im Tierheim Wipperfürth. „Zuhause war nichts mit Tieren, meine drei Kinder und meine Frau sind allergisch belastet“, berichtet Hans-Willi. Eine ziemliche Veränderung zu seiner vorherigen Tätigkeit am Schreibtisch, packte er nun mit an, um seine Tierpflegerkollegen beim Gehege reinigen, Ställe ausmisten, Futter zubereiten zu unterstützen. Das erste Mal in seiner Karriere hat er an Weihnachten und Neujahr gearbeitet: „Es gibt keine freien Tage im Tierheim, es muss immer jemand da sein. Das war eine neue, interessante Erfahrung.“

Nach 16 Monaten gab er die Stelle als Bufdi auf und wurde Geschäftsführer des Tierschutzvereins Wipperfürth. Die damals amtierende Geschäftsführerin wollte die Aufgabe abgeben, sie wusste, dass Hans-Willi 24 Jahre ehrenamtlich und neben dem Beruf in Vereinen mitgearbeitet hat, unter anderem auch als Geschäftsführer. „Eigentlich war ich fertig mit der Vereinsarbeit, aber nach dem Bufdi hatte ich Zeit als Rentner.“ Also stellte Hans-Willi sich zur Wahl. Inzwischen ist er kein Geschäftsführer mehr aber immer noch aktiv im Verein als Vorstandmitglied und begleitet zum Beispiel die Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung, die Installation einer Photovoltaik-Anlage, die Auflösung der Wohnung einer Dame, die das Tierheim als Alleinerbe eingesetzt hat und vieles mehr. Langweilig wurde es ihm als Bufdi schon nicht und als Vorstandsmitglied ist ebenfalls einiges zu tun.

Im Oktober 1979 wurde der Verein von 25 Tierfreunden gegründet, 2019 konnte das 40-jährige Jubiläum gefeiert werden. In 2019 wurden 425 Tiere aufgenommen, mehr als die Hälfte waren Fundtiere. 271 Tiere konnten vermittelt werden. Die Arbeit finanziert sich aus einem Mix an Mitgliederbeiträgen und Spenden, der Oberbergische Kreis steuert Zuschüsse bei und mit vier Kommunen gibt es Fundtierverträge, durch die ebenfalls Gelder reinkommen. Hans-Willi berichtet: „Die Ausgaben sind höher als unsere Einnahmen, daher müssen wir auf unsere Rücklagen zugreifen.“ Aktuell engagieren sich drei bis vier Festangestellte im Tierheim, sie werden unterstützt von zwei Bufdis und zwei Tierpfleger-Azubis. Der Verein ist außerdem auf die tatkräftige Mitarbeit von Ehrenamtlern angewiesen, allen voran den Gassigehern und Katzenstreichlern, die für die seelische und körperliche Gesundheit der Tiere einen wichtigen Beitrag leisten.

www.tierheim-wipperfuerth.de

Text: Sandra Langen-Straeter

Foto: Ulrich Weinert